Die Berufsorientierung an unserer Schule

Foto von pixabay.com
Wenn man an das Thema Zeit denkt, denkt man automatisch daran, was passiert, wenn die Schulzeit zu Ende ist. Was geschieht nach dem geschützten Leben innerhalb der Schule und wie wird man sich in die Arbeitswelt einfinden? Findet man einen Beruf? Und die viel wichtigere Frage, will ich in diesem Beruf überhaupt arbeiten? Viele Schüler*innen haben noch keine Perspektive und wissen nicht, was sie später einmal machen wollen. Für diese große Gruppe Schüler*innen hat das HAG ein Konzept zur Berufsorientierung ausgearbeitet. Doch ist diese so perfekt, wie es zunächst zu sein scheint?

2021 war es wieder so weit, das Hannah-Arendt-Gymnasium darf zum dritten Mal in Folge das Gütesiegel "Berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule" tragen. Damit werden Schulen ausgezeichnet, welche eine „exzellente“ Berufs- und Studienorientierung umgesetzt haben. Somit auch das HAG. Das Konzept ist sehr komplex und strukturiert durchgeplant von Klasse fünf, bis hin zur Q2. Ab Jahrgang neun kommt es zu vermehrten Angeboten der Berufsorientierung. Es gibt zentrale Maßnahmen für jeden Jahrgang und im Fachunterricht sollen mehrere Dinge an uns Schüler herangeführt werden. Das klingt in der Theorie alles sehr schön und durch das Gütesiegel wird es nochmals unterstrichen, aber ich kann als Schüler sagen, dass alles was theoretisch funktionieren sollte, in der Praxis zum Teil sehr stark scheitert.

Ich befinde mich momentan in Jahrgang elf. In diesem Schuljahr kommen die Maßnahmen für die Berufsorientierung eigentlich richtig in Fahrt, jedoch wurden ich und viele aus meinem Jahrgang ordentlich gegen die Wand gefahren. Denn in Klasse elf gibt es pro Woche normalerweise drei Stunden für das Fach Politik-Wirtschaft, wovon eine Stunde pro Woche für die Berufsorientierung genutzt werden soll. Dazu kam es dieses Schuljahr jedoch gar nicht, weil aufgrund von „Lehrkräftemangel“, was für sehr viele Geschehnisse im Schulalltag der Grund zu sein scheint, diese eine Stunde gecancelt wurde. Uns wurde zu Beginn noch gesagt, dass die Berufsberatung zwischen den einzelnen Themen immer mal wieder eingeschoben wird, jedoch folgte dieses Versprechen erst, nachdem wir diese Lehrkraft gar nicht mehr im Fach Politik-Wirtschaft hatten. Aber naja, sei es drum, es gibt in Jahrgang elf ja noch das zweiwöchige Praktikum... welches auch gecancelt wurde. Aufgrund von Corona. Dafür kann die Schule zwar nichts, aber ich hätte mir gerne einen Ersatz gewünscht, damit man zumindest ein bisschen noch einen Einblick in die Arbeitswelt erfährt und nicht nur an dem Praktikum aus Jahrgang zehn festhalten muss, was meiner Meinung nach mit fünf Tagen aber auch viel zu kurz ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass dieses Praktikum im Schuljahr 2022/23 wegen des Reformationstages nur vier Tage dauern soll. Diese Zeit ist einfach viel zu kurz, um einen vernünftigen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen und eine Perspektive zu erlangen.

Die Maßnahmen, um uns Schüler*innen eine Orientierung zu geben, haben bei mir bis jetzt noch nicht gefruchtet. Aber Gott sei Dank gibt es ja noch die individuellen Angebote. Dazu gehört auch eine Berufsberaterin an unserer Schule. Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen an den Einzeltermin und hatte mir gewünscht, dass endlich jemand auf mich und meine Wünsche eingeht. Aber ich wurde bitter enttäuscht. Ich bin mit dem Gefühl aus diesem Gespräch gegangen, dass ich Berufsberater werden sollte. Aber nicht, weil ich den Beruf gut finde oder er zu mir passt. Nein, sondern weil unsere Berufsberaterin mir innerhalb des 45-minütigen Termins das ein oder andere Mal indirekt zu diesem Job geraten, sowie kleine Werbeblöcke eingebaut hat. Ein absolutes No-Go.

Ich kann also nur sagen, dass ich bis jetzt von dem Konzept der Berufsberatung an unserer Schule etwas enttäuscht bin. Jedoch muss ich auch erwähnen, dass es noch andere Angebote gibt, die ich noch nicht ausprobieren konnte, aber hier muss ich einen klaren Appell an die Schule richten: Manche Dinge müssen in dem Bereich Berufsorientierung definitiv noch verbessert werden, denn uns Schüler*innen rennt die Zeit davon und viele von uns haben immer noch keine Perspektive für ihr zukünftiges Leben.

von Malte Z.