Deutschland – eine digitale Gesellschaft?

Foto von Hannahlyse

Weit hinter dem Durchschnitt
Jede*r von uns kennt das Problem: Man will mal schnell ins Internet, um etwas nachzugucken, doch man hat kein Netz. Also sucht man die Gegend ab, den Blick dabei die ganze Zeit aufs Handy gerichtet und die Balken gerichtet. Laut einer Studie von speedcheck.org hat Deutschland aktuell eine Netzabdeckung von nur 65,5%. Damit erreicht Deutschland Platz 70 im internationalen Vergleich. Ziemlich ernüchternd für ein eines der wirtschaftlich stärksten Länder in Europa. Doch nicht nur bei der Netzabdeckung hingt Deutschland hinterher. Laut einer Studie des britischen Internet-Provider Cable.co.uk von 2020 liegt Deutschland bei der Internetgeschwindigkeit aktuell auf Platz 42 mit einem Durchschnitt von ca. 42 Mbit/s Download. Bei dieser Geschwindigkeit braucht man ca. 16 Minuten, um 5 Gigabyte an Daten herunterzuladen. Zum Vergleich: Auf Platz 1 liegt Lichtenstein mit ca. 219 Mbit/s und die 5 Gigabyte sind bereits in ca. 3 Minuten heruntergeladen. Und gerade bei Technologien, wie autonomes Fahren ist ein stabiles Netz extrem wichtig, da solche Autos eine möglichst stabile Verbindung benötigen, um sich über Streckensperrungen, Wetterverhältnisse oder Straßenzustände zu informieren und dementsprechen zu handeln.

Ausstattung kaum gegeben
Doch nicht nur das ist Internet in Deutschland ist problematisch, sondern auch die digitale Ausstattung in Deutschland hinkt hinterher. Noch immer ist es in manchen Geschäften nicht möglicht mit Karte oder Smartphone zu bezahlen. Anders als in Ländern wie z. B. Schweden, wo selbst auf dem Flohmarkt mit dem Smartphone bezahlt werden kann. Auch bei den Schulen ist Deutschland kaum digitalisiert. Viele Schule haben keine Beamer und sind noch immer auf Overhead-Projektoren angewiesen. Und das obwohl mit dem Digitalpakt rund 8 Milliarden Euro für die Digitalisierung zu Verfügung gestellt werden. Von diesen sind allerdings bislang rund 15,7 Milliarden Euro abgerufen worden.

Eine Frage des Einsatzes
Und selbst wenn die digitale Ausstattung, dann da ist, so bedeutet das noch nicht, dass diese auch genutzt wird. So wollen viele Personen lieber bar bezahlen, als mittels EC-Karte oder mit dem Smartphone. Und auch in Schulen gibt es immer noch viele Lehrer, die lieber den Overhead-Projektoren verwenden, anstatt den Beamer. Und selbst wenn dann der Beamer benutzt wird, bedeutet ist digitaler Unterricht nicht gleich digitaler Unterricht. Manche Lehrer benutzen an den richtigen Stellen digitale Arbeitsmittel wie Kahoot, QR-Codes auf Arbeitsblätter für extra Informationen oder Videos, um den Lehrstoff interessanter, besser und kreativer zu vermitteln, während andere Lehrer einfach nur den Beamer verwenden, um ein Arbeitsblatt auf die Wand zu kriegen. Zwischen diesen Arten des Unterrichtens liegen Welten! Natürlich ist die Nutzung solcher Angebote nicht an jeder Stelle im Unterricht wirklich sinnvoll, aber dennoch kann sich jeder Lehrer die Frage stellen, wo man solche digitalen Angebote in Unterricht verwenden kann, um den Unterricht zu interessanter zu gestalten und zu verbessern!

So wichtig wie nie!
Und gerade während Corona merkt man, wie wichtig Digitalisierung ist und wie viel in Deutschland in dieser Hinsicht noch getan werden muss. Jede Bar-Zahlung erhöht das Risiko einer Corona-Infektion, durch jede nicht digitalisierte Schule, wird es für Schüler und Lehrer schwieriger, Unterrichtsstoff zu vermitteln, durch jede langsame Internetverbindung treffen sich mehr Menschen in Büros, um zu arbeiten und erhöhen das Risiko eines Superspreaders! Aber auch ohne Pandemie ist Digitalisierung extrem wichtig! Unterricht kann interessanter, informativer und besser gestaltet werden, Arbeit kann erleichtert und stressfreier gestalten werden und so vieles mehr. Und auch wenn bei vielen Dingen ein Eingreifen der Politik erforderlich ist, so kann sich doch auch jeder einzelne fragen: „Wo kann ich etwas mithilfe von Technik verbessern?“. Gerade bei Berufen, wie z. B. Lehrer*innen ist so etwas extrem wichtig, da nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schüler profitieren, wenn ein Unterricht informativer, interessanter und kreativer ist und sie so mehr lernen und mit mehr Freude am Unterricht teilnehmen!

 Von Mattis J.