Und was sagen die Lehrer*innen?

Foto von M. Reimann
Corona stellt nicht nur die Schüler vor neue Herausforderungen, sondern auch die Lehrer. Zur Erstellung eines Meinungsbildes wurden im Rahmen dieses Artikels einige Lehrer*innen an unserer Schule in Kurzinterviews über ihre Meinung, zu verschiedenen Themen in der Coronasituation im Schulalltag befragt.

Was halten Sie von den Maßnahmen in der Schule? 
Auf der einen Seite werden die Maßnahmen der Schule als spannend betrachtet doch gleichzeitig bedauern die Lehrer*innen, dass wir uns tatsächlich so einschränken müssen. Es sei trotzdem sinnvoll, die Regeln einzuhalten. Auch haben einige Lehrkräfte die Hoffnung, dass es die Schüler*innen zum Nachdenken über die Ernsthaftigkeit unserer Situation anregt.

Beurteilen Sie das Homeoffice als eher gut oder als eher schlecht? Warum?
Homeoffice ist für Lehrkräfte nichts neues. Viele Menschen, die vorher nicht verstehen wollten, dass Lehrer*in sein ein Beruf ist der zum Großteil im Homeoffice stattfindet und nur die konstanten Ferienzeiten und die schulfreien Wochenenden gesehen haben, würden jetzt erst den Umfang der eigentlichen Arbeit außerhalb des Schulgebäudes begreifen. Auf der einen Seite sei es für viele Lehrer*innen angenehmer, ihre Abläufe nun einheitlich im Homeoffice zu strukturieren. Doch auf der anderen Seite spräche Homeoffice gegen all die Grundsätze, weshalb sie den Beruf des*der Lehrer*in werden wollten. Denn die Nähe zu den Menschen, Kolleg*innen wie Schüler*innen würde nun fast vollständig wegfallen.

Wie standen Sie der Technik vor Corona gegenüber und hat sich diese Einstellung jetzt vielleicht verändert?
Lehrer*innen, die vor Corona bereits mit Laptopklassen zu tun hatten, begrüßen die technische Entwicklung an unserer Schule sehr, während andere der Nutzung von Technik im Unterricht eher skeptisch bis ablehnend gegenüber standen. Doch da Corona die Auseinandersetzung mit der Technik „erzwungen“ hat, werden die Vorteile dieses Unterrichtsstils immer deutlicher. Die rechtlichen Lockerungen, die durch das Virus gemacht wurden, werden ebenfalls mit Freude begrüßt. Dabei wird auch sehr deutlich, dass beispielsweise Iserv einen guten Job macht. Die neuen Nutzungsmöglichkeiten wie z.B. im Aufgabenmodul oder die Option der Videokonferenz erleichtern den digitalen Unterricht für Lehrkräfte wie Schüler*innen sehr.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Lehrkräfte jetzt? 
Die größte Herausforderungen sei, den Überblick zu behalten. Dies sei fast unmöglich. Denn durch die Teilung in bis zu drei Gruppen (Gruppe A, Gruppe B und die Schüler*innen, die gar nicht am Präsenzunterricht teilnehmen) müsse jede Gruppe anders unterrichtet werde. Einige Lehrkräfte sorgen sich, dass dieses Prinzip des Unterrichtes später eventuell für gewisse Defizite einzelner Personen verantwortlich sein könnte, da sie beispielsweise nicht alle Informationen für Klausuren erhalten und sich dementsprechend nur lückenhaft vorbereiten können. Außerdem bestehe kaum noch Raum, um sich mit Kolleg*innen auszutauschen, da entsprechende Orte aus Gesundheitsgründen gesperrt sind oder zumindest gemieden werden müssen.

Einige Lehrkräfte gehören zur Risikogruppe. Was bedeutet das für den Schultag, das Kollegium und Einzelpersonen? 
Auch wenn deutschlandweit coronabedingt bis zu 20% Lehrkräfte momentan fehlen, sei an unserer Schule die Abwesenheit kaum zu bemerken. Eigentlich sollten viel mehr Lehrer*innen fehlen, doch viele seien trotz alledem im Präsenzunterricht. Der Grund dafür sei ganz simpel: Der persönliche Unterricht mit den Schüler*innen sei schließlich der Grund, warum man diesen Beruf gewählt habe.

Sind die momentanen Anforderungen an die Schüler*innen zu hoch oder sind sie eine gute Vorbereitung für die Zukunft? 
Dieses würde stark vom Jahrgang abhängen. Für die Oberstufe sei es sicher eine gute Vorbereitung auf das, was sie bald nach der Schule erwarten könnte. Für die unteren Stufen hingegen seien diese neuen Abläufe auf Dauer unter solchen extremen Bedingungen schwieriger. Man sollte zudem immer im Hinterkopf behalten, dass viele Kinder von zuhause nicht die nötige Unterstützung erhalten können. In solchen Fällen könnten die Anforderungen tatsächlich schnell überfordern.

Gibt es Tipps, die Sie den Schüler*innen geben können, um besser mit der Situation umzugehen? 
Man sollten dieser Situation mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Gelassenheit angehen. Doch wenn es Probleme oder Fragen gibt, keine Scheu zeigen und sich Hilfe holen. Unsere Schule verfügt hierfür über viele Möglichkeiten. Von den Vertrauenslehrer*innen bis hin zu einem Beratungsteam. Alle sind füreinander da. Daher wird auch darum gebeten, die neuen Strukturen erst einmal anzunehmen und sich nicht von Grund auf dagegen zu stellen. Auch wenn vieles noch nicht perfekt sei. Im Allgemeinen geht es den Lehrkräften ähnlich wie den Schüler*innen. Es gibt Regeln und Maßnahmen, die beide Seiten nicht ideal finden, die aber trotzdem sinnvollerweise eingehalten werden sollten. Zugleich appellieren viele Lehrkräfte an die Schüler*innen,, nach der Coronazeit nicht alles wieder zu vergessen, was in dieser Ausnahmesituation gelernt wurde. Es wird immer wichtig sein, aufeinander achtzugeben. Doch wir sollten auch nicht den Mut verlieren und optimistisch bleiben. Denn das Leben ist schön, auch wenn wir durch eine Maske atmen.

von Annika S.

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