“Ich war eine Klimaleugnerin“
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Als sie zum ersten Mal vom
Klimawandel hörte, dachte sie, dass er nicht wahr sei. Denn wäre er wahr, würden
sich die Menschen doch anders verhalten.
20. August 2018: Eine Neuntklässlerin stellt sich, nur
mit einem Plakat bewaffnet, vor dem schwedischen Reichstag auf. Dass sie dort
ganz allein ist, weil alle anderen am ersten Schultag nach den Ferien in der
Schule sind, stört sie nicht. Noch am selben Tag berichten schwedische Medien
über sie, bereits am nächsten Tag ist sie auf der Titelseite. Doch das ist
nicht ihr Ziel. Bis zur Wahl des schwedischen Parlaments ist sie jeden Tag
dort. Manchmal finden sich andere Menschen dort ein, um zusammen mit ihr zu
streiken, sie zu unterstützen.
„Wir Kinder tun in der Regel nicht das, was ihr uns sagt,
wir tun das, was ihr tut. Und da ihr Erwachsenen euch nicht um meine Zukunft
kümmert, tue ich es auch nicht. Ich schulstreike bis zum Wahltag.“ Das ist es,
was die damals 15-jährige Greta Thunberg auf ihrem Instagram-Account unter dem
noch heute oft genutzten Foto ihres ersten Streiktages schreibt.
Zuerst versieht sie noch ihre Posts mit den Hashtags #skolstrejk
oder #klimatstrejk, als sie nach der Wahl nur noch freitags streikt, kommt
#fridaysforfuture dazu. Dieser Hashtag soll die globale Bewegung die nächste
Zeit prägen.
Doch wo heute Millionen Menschen demonstrieren, fing
alles ganz klein an. „Und dann habe ich angefangen, bei uns zu Hause immer das
Licht auszuschalten. Das war der erste Schritt“, sagt sie im Interview mit der
Süddeutschen. Dann überzeugte sie ihre Eltern, nicht mehr zu fliegen. Dies war
besonders für ihre Mutter, Malena Ernman, eine große und schwierige
Veränderung, weil sie ihre internationale Karriere als Opernsängerin aufgeben
musste.
Besonders in der veganen Szene ist Greta dafür bekannt,
dass sie ihre Eltern dazu überzeugte, sich mit ihr zusammen vegan zu ernähren.
„Sie erreicht
astronomische Punktzahlen“
Doch was kaum einer weiß: Greta litt eine Zeit lang unter
einer schweren Depression. Als sie 11 Jahre alt war, hörte sie auf zu essen und
zu sprechen und ging nicht mehr zur Schule. Die Mutter schreibt in ihrem Buch
„Szenen aus dem Herzen“, dass Greta 10 Kilo abgenommen habe, weil sie zwei
Monate nichts gegessen habe. „Sie ist zu schwach, um Treppen zu steigen, und in
den Depressionstests, die man mit ihr macht, erreicht sie astronomische
Punktzahlen“, schildert sie offen.
Ihr Engagement für den Klimaschutz half Greta, diese
Depressionsphase zu überwinden. Bei ihr wurde Asperger diagnostiziert, doch die
Krankheit sieht Greta als „Superpower“: „Ich sehe die Welt etwas anders, aus
einer anderen Perspektive.“ Viele Autisten hätten ein besonderes Interesse.
Außerdem spreche sie nur, wenn sie es für notwendig halte.
Und jetzt scheint sie es für notwendig zu halten, denn
sie spricht. Und sie möchte, dass alle, aber besonders die Politiker, in Panik
geraten, dass sie sich so verhalten, wie es angesichts der „existenziellen
Krise“, vor der die Menschheit steht, angemessen wäre. Sie handelten
unverantwortlich gegenüber den jungen Menschen, die das Chaos nun beseitigen
müssten. „Wir müssen unseren Stimmen Gehör verschaffen.“
Wie Greta selbst
damit begann
Bei einem Schreibwettbewerb einer schwedischen Zeitung
zum Thema Umweltpolitik machte sie mit ihrem Artikel den ersten Platz. Daraufhin
wurde der Artikel veröffentlicht und sie gewann erste Kontakte zu Personen, die
sie erst dazu inspirierten, sich öffentlich zu engagieren. Das war im Mai 2018.
In den nächsten Monaten wurde sie in die Liste der 25 einflussreichsten
Teenager 2018 aufgenommen und die Frau des Jahres in Schweden. Und das, obwohl
sie ihre Meinung bloß vehement vertritt. „Ich mag es nicht, wenn Menschen das
eine sagen und das andere machen.“
Genau deshalb zog sie auch ihre Bewerbung für den
Jugendklimapreis des Unternehmens Telge Energi zurück: Die Finalisten sollten
mit dem Flugzeug nach Stockholm fliegen. Greta reist nur noch mit der Bahn und
dem Elektroauto – aber auch mit einem Segelschiff. Wie sonst hätte sie den
Atlantik überqueren sollen? „Einfach nur sitzen, buchstäblich stundenlang
sitzen und einfach auf den Ozean starren, ohne etwas zu tun. Das war großartig.
Und das werde ich sehr vermissen. Und natürlich, in dieser Wildnis zu sein, dem
Meer, und die Schönheit davon zu sehen.“
Von Lina S.
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