Sexismus? - Das sagt die Stadt

Foto von Hannahlyse
Foto von Hannahlyse
Da es bei uns sehr viele Diskussionen zu der Farbwahl der Toiletten gab, kam selbstverständlich die Frage auf, wer dafür verantwortlich ist. Als Journalisten sahen wir uns dazu berufen, die Verantwortlichen der Stadt zu befragen. Frau Jose ist bei der Gebäudewirtschaft der Stadt Barsinghausen tätig und berichtete uns in einer ausführlichen E-Mail, in der die Antworten übrigens in pink geschrieben waren, über die Toilettenfarbe. So sagte sie, dass die Toiletten gestrichen wurden, da in einem der WCs groß „Flüchtlinge raus“ an eine der Wände geschrieben wurde. Die Wahl der Farbe wurde von Frau Jose entschieden. Der Hintergedanke war, dass kräftige Farben seltener bekritzelt werden, daher wurden sie auch nicht einfach weiß überschrieben. Auf die Frage, weshalb die Toiletten nicht in grün und rot gestrichen worden, antwortete sie: „Die Kühle der bisher eingesetzten Farben verursacht meiner Meinung nach eine eher negative Grundstimmung.“ Das Pink und das Blau seien also wärmere Farben und positiver.

Viele Schüler*innen fanden die Wahl der Farben sexistisch und haben sich außerdem gewundert, da dies in einem Widerspruch zu der kürzlich eingeführten Gendertoilette steht. Diese ist schließlich ein Zeichen gegen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die Frage nach den Sexismus Vorwürfen beantwortete Frau Jose so: „Dass die gewählten Farben in der Gesellschaft einerseits eher mit Jungen und andererseits eher mit Mädchen assoziiert werden, stimmt natürlich. Von Rollenklischees oder gar Sexismus sollte hier allerdings nicht die Rede sein. Ja, die Farbwahl entspricht den Stereotypen, doch sind Stereotype ja bloß Teil einer unterbewussten und teils sogar automatischen kognitiven Zuordnung und sind nicht im Geringsten negativ gemeint. Ihre implementierte Aussage bloße Farben könnten eine Diskriminierung oder Abwertung eines bestimmten Geschlechts oder einen ungleichen sozialen Status von Frauen und Männern ausdrücken, halte ich doch für etwas übertrieben und einfach nicht richtig. [...] möchte ich in meinem Namen und auch dem der gesamten Stadtverwaltung Barsinghausen den Vorwurf des Sexismus deutlich von mir weisen.“ Auf meine Frage, weshalb keine anderen, geschlechtsneutralen Farben verwendet wurden, antwortete sie: „Weshalb ich mich gegen rot und grün entschieden habe sehen Sie oben. Bliebe als neutrale Farbe noch gelb – auch nicht besonders schön. Wie oben schon erwähnt, entsprechen die von mir für die WCs ausgewählten Farben zwar den Stereotypen, doch sind diese in keinster Weise mit Eigenschaften oder Vorurteilen gegen die verschiedenen Geschlechtergruppen verknüpft. Für mich sind alle Menschen gleich, sodass ich einfach zwei Farben ausgewählt habe, die mir gefallen und die gemeinsam betrachtet ein harmonisches Bild abgeben.“ Allerdings betonte Frau Jose auch, dass die Toiletten nur übergangsweise so gestrichen wurden und dass sich dies bei den Umbauarbeiten, die aufgrund der Bert-Brecht-Schule sowieso auf das Schulzentrum zukommen werden, wieder ändern werde.

Meiner Meinung nach ist diese Argumentation nicht ganz schlüssig. Ich finde, dass Sexismus nicht nur die Zuordnung von Eigenschaften zu bestimmten Geschlechtern bedeutet, sondern eben auch, wie Frau Jose gesagt hat, eine Diskriminierung eines Geschlechts. Ja, ich fühle mich diskriminiert. Wäre ich ein Junge, hätten die Toiletten, die ich benutze, eine halbwegs „normale“ bzw. neutrale Farbe. Zumindest gefällt Blau einer breiteren Masse von Menschen. Außerdem kann Blau noch mit mehr als nur Jungen assoziiert werden, Himmel, Wasser und vieles mehr. Bei Pink oder Rosa denkt aber fast jeder zuerst an Mädchen. Selbstverständlich stimmt das Argument, dass dieser Sexismus in unseren Köpfen stattfindet, aber meiner Meinung nach wird dies durch diese Farbwahl nur noch provoziert. Ich finde es aber auch nicht richtig, dass diese Sexismus Vorwürfe auf eine solche Art und Weise infrage gestellt werden. Gerade von Jungen kommen Sprüche, wie "Als ob euch nur diese Farbe diskriminiert", "Man kann’s auch übertreiben" oder "Krieg dich mal wieder ein". Wieso werden unsere Gefühle infrage gestellt? Wir fühlen uns diskriminiert! Dazu muss nicht mehr gesagt werden.
Immerhin hat Frau Jose mir auch bestätigt, dass die Toiletten im Zuge der kommenden Umbauarbeiten wieder renoviert werden sollen. Meiner Meinung nach sollten diese dabei auch wieder gestrichen werden. Ich fände es am besten, wenn die Graffiti-AG diese gestalten würde.

Wenn Du noch eine Idee dazu hast, kannst du diese an schule.planen@hag-iserv.de schreiben, das ist die Mailadresse für Ideen mit Umbauideen an die Schule.

von Rieke D.

Kommentare