Bis ans Ende der Welt und wieder zurück
Tatjana Kroll war bereits als Schülerin bei uns an der Schule und arbeitete seit des Mutterschutzes von Frau Wilke bei uns an der Schule im Sekretariat, geht jetzt jedoch erneut nach Australien, wo sie bereits 20 Jahre gelebt hat. Am 28.09. war ihr letzter Arbeitstag an unserer Schule. Aus diesem Grund haben wir sie für Euch interviewt.
Diese Quelle ist der Redaktion bekannt.
Was haben Sie vor?
Ich gehe mehr oder weniger zurück nach Australien, denn ich habe da schon 20 Jahre gelebt. Dann bin ich im Juli letzten Jahres mit meiner Tochter nach Deutschland gekommen, hauptsächlich, weil wir hier Familie haben und ich meiner Tochter auch die Chance geben wollte, als Deutsche in Deutschland zur Schule zu gehen, Deutsch lesen und schreiben zu lernen. Dies ist immer so ein Manko gewesen ist, da wir Zuhause nur Deutsch geredet haben, in der Schule hat sie aber natürlich Englisch gesprochen.
Dann haben wir uns das Leben hier mal angeguckt, letztendlich haben wir uns aber überlegt, dass wir doch lieber wieder zurückgehen möchten.
Warum sind Sie denn das erste Mal nach Australien ausgewandert?
Damals wegen der Liebe, denn ich hatte einen australischen Freund. Erst haben wir drei Jahre in Deutschland in München gelebt, und dann sind wir wieder nach Australien gegangen, zwischendurch aber noch ein bisschen gereist und waren ein Jahr mit dem Rucksack unterwegs. Dann haben wir uns in Sydney niedergelassen, weil dort seine Familie gelebt hat.
In welche Region gehen Sie?
Ich werde mit meiner Tochter nach Sydney gehen.
Wie alt ist Ihre Tochter jetzt?
Sie ist elf Jahre alt, hat hier in der Fünften angefangen und ist jetzt in der Sechsten.
Wann reisen Sie ab?
Am 25. Oktober geht es los, also in etwas unter einem Monat.
Sind Sie aufgeregt?
Ja, jetzt schon. Es ist natürlich auch immer ein logistisches Unterfangen, alles zusammenzupacken und natürlich auch hier wieder Abschied nehmen. Ich persönlich hatte dies jedoch schon recht oft, da ich schon oft zwischen verschiedenen Städten und Ländern umgezogen bin, da gewöhnt man sich halt irgendwann dran. Für meine Tochter muss ich mal sehen, wie es für sie ist. Das Leben hier ist auch komplett anders, es ist natürlich auch eine riesen Umstellung, von einem Dorf wieder in eine Großstadt wie Sydney zu gehen.
Was sind die Unterschiede zwischen Australien und Deutschland? Wo mögen Sie das Leben lieber?
Wenn man neu nach Sydney kommt, ist das Kulturelle ein ganz großer Unterschied. Wenn man in der Innenstadt unterwegs ist, hat man das Gefühl, das man in einer anderen Stadt lebt. Dort sind unter anderem viele Menschen aus dem asiatischen Bereich, es ist generell sehr gemischt. So ist das Erste, was einem so auffällt, dass dort viel mehr Kultur von Menschen ethischen Gruppen ist.
Ein anderer Unterschied ist, dass die Kinder Schuluniformentragen, sie sehen so alle gleich aus und müssen auch alle wegen der Sonne einen Hut tragen, sonst dürfen sie in der Pause nicht draußen spielen.
Ansonsten hat Sydney selber nur zwei Jahreszeiten, es gibt nur den Sommer und den Winter.
Arbeitsmäßig ist es so, dass die Leute dort eigentlich immer „nine to five“, also von neun bis fünf Uhr arbeiten.
Wir haben außerdem das Glück, dass wir direkt am Strand wohnen. Dies ist eigentlich sehr schön, aber realistisch gesehen sollte man zwischen 10 und 15 Uhr wegen der Hautkrebsgefahr nicht an den Strand gehen.
Außerdem gibt es viele andere Sachen zu essen, weil es viele andere Menschen gibt. Dann ist dort vieles viel technischer, hier arbeitet man immer noch sehr viel mit Papier, zum Beispiel beim Formulare ausfüllen, dort geht das alles online. Man spricht natürlich Englisch und europäische Fremdsprachen werden in den Schulen kaum gelehrt, wenn überhaupt, dann eher aus dem asiatischen Bereich. Indonesisch ganz besonders, weil das der nächste Wirtschaftpartner ist. Also, wenn ich meine Tochter dort jetzt auf die weiterführende Schule mit Deutsch als Fremdsprache schicken wollen würde, dann müsste ich ganz schön suchen oder auf eine Privatschule zurückgreifen, die gibt es dort relativ häufig.
Was schätzen Sie am meisten am Leben in Australien?
Die Freundlichkeit der Menschen. Es fällt einem sofort auf, dass die Menschen dort sehr freundlich, offen, nett, herzlich und auch nicht so gestresst sind. Hier ist es leider häufig so, dass die Menschen eher schlecht gelaunt sind. Die Deutschen sind ja auch bekannt dafür, immer zu meckern, das fällt dort weg und dies ist sehr angenehm. Dort fängt man sofort ein offenes Gespräch an, ist auch interessiert an dem anderen, weil natürlich auch jeder anders und verschieden ist. Das ist dort schon sehr positiv.
Würden Sie sagen, dass Sie ein offener Mensch sind und da reinpassen?
Ja, das liegt mir auf jeden Fall.
Werden Sie beruflich das weiterführen, was Sie bereits gemacht haben?
Ja, ich werde es versuchen. Ich war da an einer Uni und habe mit internationalen Studenten gearbeitet. Eine Uni ist natürlich viel größer als eine Schule, aber ich werde versuchen, da wieder reinzukommen, weil es einfach Spaß macht, mit jungen Menschen aus aller Welt zu arbeiten.
Ist geplant, dass Sie für immer dort bleiben oder werden Sie nochmal zurückkommen?
Also mein persönlicher Plan ist, dass ich dort erstmal bis zur Rente arbeite, wenn nichts dazwischen kommt, mein Rentenalter dann aber doch in Europa verbringe. Ich mag Europa und finde es hier auch unglaublich schön und klar wird in 15 Jahren wird hier vieles anders sein als das, was wir heute haben. Es ist auch jetzt schon ein ganz anderes Europa, als ich das vor 20 Jahren verlassen habe. Auch durch die momentane offene Migration, wird sich das Bild hier verändern. Es wird spannend sein, hier ist ja sehr viel mehr Kultur in Europa, da Australien ja erst 200 Jahre alt ist. Eigentlich gehört dort ja keiner richtig hin, außer die Ureinwohner Australiens, die aber mittlerweile leider die Randgruppen geworden sind. Es ist natürlich auch sehr viel falsch gemacht worden in der Geschichte, aber ich denke, wenn ich dann 35 Jahre da war, kann ich dann sagen, dass es dann das gewesen ist. Mit 80 Jahren möchte ich dann aber auch keine 45° Celsius mehr haben und auch nicht mehr 30 Stunden fliegen, um nach Europa zu kommen.
Wie sind Sie darauf gekommen, dass Sie jetzt wieder zurückgehen oder war der Grundgedanke schon immer da?
Man muss sich hier ja neu definieren und man muss gucken, wie man seinen Lebensunterhalt verdient. Ich bin alleinerziehend mit meiner Tochter, das heißt, wenn man nur ein Einkommen hat und Miete zahlen muss, ein Auto haben möchte, telefonieren oder in den Urlaub fahren möchte, braucht man auch entsprechend finanzielle Mittel und das finde ich hier sehr schwierig. Hier müsste ich nochmal richtig durchstarten, auch mit der Karriere, was in Deutschland nicht immer leicht ist mit meinem Alter, wurde mir gesagt. Ich meine, ich bin da relativ flexibel, ich habe ja vorher einen anderen Job in Hannover gemacht, aber es hat sich letztendlich nicht gelohnt, für eine Teilzeitstelle nach Hannover zu fahren. Das ist da drüben schon schöner und einfacher.
Haben Sie Ängste, jetzt nach Australien zu gehen oder überwiegt für Sie die Vorfreude?
Angst habe ich nicht, denn ich gehe ja nicht ins Ungewisse. Ich habe da schon lange genug gelebt und habe dort auch Freunde. Außerdem weiß ich, dass wir unterstützt werden. Sorgen mache ich mir nur, weil ich hier meine gesamte Familie habe. Meine Eltern werden natürlich auch älter, das war auch ein Grund, warum wir zurückgekommen sind. Aber auch, um für meine Tochter Erinnerungen zu schaffen. Die Sorge, dass man dann am anderen Ende der Welt sitzt und dann diesen Anruf kriegt, dass man kommen mussn ist natürlich immer da. Das ist nicht schön, ich habe auch keine Geschwister, die hier sind und sich darum kümmern könnten. Es ist schon ein doofer Gedanke, wenn man da hinten erstmal alles klären muss. Dieses Problem oder diese Sorge haben aber alle Ausländer beziehungsweise die, die Verwandtschaft in anderen Ländern haben und aus Europa weggegangen sind. Man ist eben nicht in zwei bis drei Stunden hier und man muss auch erstmal einen Flieger bekommen, das ist auch nicht so einfach hier. Das ist so das Einzige, aber Angst direkt nicht.
Planen Sie, ihre Familie hier zu besuchen?
Ja, seit meine Tochter geboren ist, sind wir eigentlich jedes Jahr hierher gekommen, meistens an Weihnachten. Ich persönlich finde den Winter in Deutschland schön und fahre auch gerne Ski, während dort an Weihnachten 35° Celsius sind und am Strand Weihnachten feiern, ist ein bisschen was anderes.
Was schätzen Sie an der Schule und was eher weniger, beziehungsweise was würden Sie vielleicht ändern?
Da habe ich noch nicht richtig drüber nachgedacht. Ich weiß das zwar nur für sie unteren Klassen, aber ich finde es gut, dass dort die Anzahl der Schüler eher gering ist. Ich glaube, bei großen Klassen lernt man nicht richtig und es ist auch nicht ruhig und auch nicht befriedigend für die Lehrkräfte.
Toll finde ich auch, dass wir hier die Sprachlernklassen haben, da sind wir auch ein bisschen „unique“ hier, das hat ja schließlich nicht jeder. Zumindest haben da einen ganz guten Ruf und Erfolgschancen.
Außerdem finde ich toll, dass es den Förderunterricht gibt, meine Tochter hat auch zum Beispiel Deutsch-Förder gehabt, das ist eben für Kinder, die zuhause auch noch eine andere Sprache sprechen. Das finde ich sehr positiv.
Die AGs finde ich sehr vielseitig, das Kollegium hier finde ich persönlich sehr nett, hier herrscht ein sehr netter Umgangston und man begegnet sich auch gegenseitig offen und nett. Also das Sekretariat und die Lehrkräfte, das funktioniert sehr gut. Das ist nicht nur ein ihr, sondern schon ein „wir alle“.
Ich bin hier selber auch zur Schule gegangen und habe hier mein Abitur gemacht. Mir fällt hier auf, dass viele Kinder zur Schule gefahren werden, obwohl es auch anders gehen würde, dass haben wir zumindest damals alle gemacht. Ich weiß nicht, ob das sein muss, aber das ist ein Phänomen, das gibt es auch überall. Da kann die Schule aber nichts für, ich glaube das ist allgemein so. Es gibt da jetzt nicht viel, was mir nicht gefällt.
Mochten Sie Ihren Job hier?
Ja, auch wenn es ist sehr viel ist. Ein Schulsekretariat ist im Vergleich zu einem Bürojob sehr bunt. Ich arbeite ja schon lange in diesem Bereich und glaube, man unterschätzt dies einfach. Hier sind die Bereiche der Schüler- oder Lehrerangelegenheiten getrennt von der Schulleitung, es gibt aber viele Bereiche, die ineinander übergehen. Es ist wahnsinnig viel zu tun, aber auch sehr vielseitig. Man hat das Telefon, die E-Mails, die Post und auch die Leute, die hier immer kommen. Es ist unglaublich viel und man muss hier schon unglaublich viele Nerven haben.
Haben Sie sich hier aber trotzdem wohlgefühlt?
Ja, doch auf jeden Fall.
Wer wird denn Ihre viele Arbeiten übernehmen?
Bevor ich gekommen bin, war hier ja Frau Wilke, die hat dann ja ein Baby bekommen. Es laufen momentan Gespräche, ob sie stundenweise hier anfängt. Sonst muss man sehen, wie man den Rest auffüllt. Aber auf jeden wird jemand kommen müssen und Frau Wilke wird auf jeden Fall eine der Personen sein.
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen viel Glück und Erfolg in der Zukunft!
Von Rieke D. und Anna-Maria W.
Diese Quelle ist der Redaktion bekannt.
Foto von Rieke D. |
Ich gehe mehr oder weniger zurück nach Australien, denn ich habe da schon 20 Jahre gelebt. Dann bin ich im Juli letzten Jahres mit meiner Tochter nach Deutschland gekommen, hauptsächlich, weil wir hier Familie haben und ich meiner Tochter auch die Chance geben wollte, als Deutsche in Deutschland zur Schule zu gehen, Deutsch lesen und schreiben zu lernen. Dies ist immer so ein Manko gewesen ist, da wir Zuhause nur Deutsch geredet haben, in der Schule hat sie aber natürlich Englisch gesprochen.
Dann haben wir uns das Leben hier mal angeguckt, letztendlich haben wir uns aber überlegt, dass wir doch lieber wieder zurückgehen möchten.
Warum sind Sie denn das erste Mal nach Australien ausgewandert?
Damals wegen der Liebe, denn ich hatte einen australischen Freund. Erst haben wir drei Jahre in Deutschland in München gelebt, und dann sind wir wieder nach Australien gegangen, zwischendurch aber noch ein bisschen gereist und waren ein Jahr mit dem Rucksack unterwegs. Dann haben wir uns in Sydney niedergelassen, weil dort seine Familie gelebt hat.
In welche Region gehen Sie?
Ich werde mit meiner Tochter nach Sydney gehen.
Wie alt ist Ihre Tochter jetzt?
Sie ist elf Jahre alt, hat hier in der Fünften angefangen und ist jetzt in der Sechsten.
Wann reisen Sie ab?
Am 25. Oktober geht es los, also in etwas unter einem Monat.
Sind Sie aufgeregt?
Ja, jetzt schon. Es ist natürlich auch immer ein logistisches Unterfangen, alles zusammenzupacken und natürlich auch hier wieder Abschied nehmen. Ich persönlich hatte dies jedoch schon recht oft, da ich schon oft zwischen verschiedenen Städten und Ländern umgezogen bin, da gewöhnt man sich halt irgendwann dran. Für meine Tochter muss ich mal sehen, wie es für sie ist. Das Leben hier ist auch komplett anders, es ist natürlich auch eine riesen Umstellung, von einem Dorf wieder in eine Großstadt wie Sydney zu gehen.
Was sind die Unterschiede zwischen Australien und Deutschland? Wo mögen Sie das Leben lieber?
Wenn man neu nach Sydney kommt, ist das Kulturelle ein ganz großer Unterschied. Wenn man in der Innenstadt unterwegs ist, hat man das Gefühl, das man in einer anderen Stadt lebt. Dort sind unter anderem viele Menschen aus dem asiatischen Bereich, es ist generell sehr gemischt. So ist das Erste, was einem so auffällt, dass dort viel mehr Kultur von Menschen ethischen Gruppen ist.
Ein anderer Unterschied ist, dass die Kinder Schuluniformentragen, sie sehen so alle gleich aus und müssen auch alle wegen der Sonne einen Hut tragen, sonst dürfen sie in der Pause nicht draußen spielen.
Ansonsten hat Sydney selber nur zwei Jahreszeiten, es gibt nur den Sommer und den Winter.
Arbeitsmäßig ist es so, dass die Leute dort eigentlich immer „nine to five“, also von neun bis fünf Uhr arbeiten.
Wir haben außerdem das Glück, dass wir direkt am Strand wohnen. Dies ist eigentlich sehr schön, aber realistisch gesehen sollte man zwischen 10 und 15 Uhr wegen der Hautkrebsgefahr nicht an den Strand gehen.
Außerdem gibt es viele andere Sachen zu essen, weil es viele andere Menschen gibt. Dann ist dort vieles viel technischer, hier arbeitet man immer noch sehr viel mit Papier, zum Beispiel beim Formulare ausfüllen, dort geht das alles online. Man spricht natürlich Englisch und europäische Fremdsprachen werden in den Schulen kaum gelehrt, wenn überhaupt, dann eher aus dem asiatischen Bereich. Indonesisch ganz besonders, weil das der nächste Wirtschaftpartner ist. Also, wenn ich meine Tochter dort jetzt auf die weiterführende Schule mit Deutsch als Fremdsprache schicken wollen würde, dann müsste ich ganz schön suchen oder auf eine Privatschule zurückgreifen, die gibt es dort relativ häufig.
Was schätzen Sie am meisten am Leben in Australien?
Die Freundlichkeit der Menschen. Es fällt einem sofort auf, dass die Menschen dort sehr freundlich, offen, nett, herzlich und auch nicht so gestresst sind. Hier ist es leider häufig so, dass die Menschen eher schlecht gelaunt sind. Die Deutschen sind ja auch bekannt dafür, immer zu meckern, das fällt dort weg und dies ist sehr angenehm. Dort fängt man sofort ein offenes Gespräch an, ist auch interessiert an dem anderen, weil natürlich auch jeder anders und verschieden ist. Das ist dort schon sehr positiv.
Würden Sie sagen, dass Sie ein offener Mensch sind und da reinpassen?
Ja, das liegt mir auf jeden Fall.
Werden Sie beruflich das weiterführen, was Sie bereits gemacht haben?
Ja, ich werde es versuchen. Ich war da an einer Uni und habe mit internationalen Studenten gearbeitet. Eine Uni ist natürlich viel größer als eine Schule, aber ich werde versuchen, da wieder reinzukommen, weil es einfach Spaß macht, mit jungen Menschen aus aller Welt zu arbeiten.
Ist geplant, dass Sie für immer dort bleiben oder werden Sie nochmal zurückkommen?
Also mein persönlicher Plan ist, dass ich dort erstmal bis zur Rente arbeite, wenn nichts dazwischen kommt, mein Rentenalter dann aber doch in Europa verbringe. Ich mag Europa und finde es hier auch unglaublich schön und klar wird in 15 Jahren wird hier vieles anders sein als das, was wir heute haben. Es ist auch jetzt schon ein ganz anderes Europa, als ich das vor 20 Jahren verlassen habe. Auch durch die momentane offene Migration, wird sich das Bild hier verändern. Es wird spannend sein, hier ist ja sehr viel mehr Kultur in Europa, da Australien ja erst 200 Jahre alt ist. Eigentlich gehört dort ja keiner richtig hin, außer die Ureinwohner Australiens, die aber mittlerweile leider die Randgruppen geworden sind. Es ist natürlich auch sehr viel falsch gemacht worden in der Geschichte, aber ich denke, wenn ich dann 35 Jahre da war, kann ich dann sagen, dass es dann das gewesen ist. Mit 80 Jahren möchte ich dann aber auch keine 45° Celsius mehr haben und auch nicht mehr 30 Stunden fliegen, um nach Europa zu kommen.
Wie sind Sie darauf gekommen, dass Sie jetzt wieder zurückgehen oder war der Grundgedanke schon immer da?
Man muss sich hier ja neu definieren und man muss gucken, wie man seinen Lebensunterhalt verdient. Ich bin alleinerziehend mit meiner Tochter, das heißt, wenn man nur ein Einkommen hat und Miete zahlen muss, ein Auto haben möchte, telefonieren oder in den Urlaub fahren möchte, braucht man auch entsprechend finanzielle Mittel und das finde ich hier sehr schwierig. Hier müsste ich nochmal richtig durchstarten, auch mit der Karriere, was in Deutschland nicht immer leicht ist mit meinem Alter, wurde mir gesagt. Ich meine, ich bin da relativ flexibel, ich habe ja vorher einen anderen Job in Hannover gemacht, aber es hat sich letztendlich nicht gelohnt, für eine Teilzeitstelle nach Hannover zu fahren. Das ist da drüben schon schöner und einfacher.
Haben Sie Ängste, jetzt nach Australien zu gehen oder überwiegt für Sie die Vorfreude?
Angst habe ich nicht, denn ich gehe ja nicht ins Ungewisse. Ich habe da schon lange genug gelebt und habe dort auch Freunde. Außerdem weiß ich, dass wir unterstützt werden. Sorgen mache ich mir nur, weil ich hier meine gesamte Familie habe. Meine Eltern werden natürlich auch älter, das war auch ein Grund, warum wir zurückgekommen sind. Aber auch, um für meine Tochter Erinnerungen zu schaffen. Die Sorge, dass man dann am anderen Ende der Welt sitzt und dann diesen Anruf kriegt, dass man kommen mussn ist natürlich immer da. Das ist nicht schön, ich habe auch keine Geschwister, die hier sind und sich darum kümmern könnten. Es ist schon ein doofer Gedanke, wenn man da hinten erstmal alles klären muss. Dieses Problem oder diese Sorge haben aber alle Ausländer beziehungsweise die, die Verwandtschaft in anderen Ländern haben und aus Europa weggegangen sind. Man ist eben nicht in zwei bis drei Stunden hier und man muss auch erstmal einen Flieger bekommen, das ist auch nicht so einfach hier. Das ist so das Einzige, aber Angst direkt nicht.
Planen Sie, ihre Familie hier zu besuchen?
Ja, seit meine Tochter geboren ist, sind wir eigentlich jedes Jahr hierher gekommen, meistens an Weihnachten. Ich persönlich finde den Winter in Deutschland schön und fahre auch gerne Ski, während dort an Weihnachten 35° Celsius sind und am Strand Weihnachten feiern, ist ein bisschen was anderes.
Was schätzen Sie an der Schule und was eher weniger, beziehungsweise was würden Sie vielleicht ändern?
Da habe ich noch nicht richtig drüber nachgedacht. Ich weiß das zwar nur für sie unteren Klassen, aber ich finde es gut, dass dort die Anzahl der Schüler eher gering ist. Ich glaube, bei großen Klassen lernt man nicht richtig und es ist auch nicht ruhig und auch nicht befriedigend für die Lehrkräfte.
Toll finde ich auch, dass wir hier die Sprachlernklassen haben, da sind wir auch ein bisschen „unique“ hier, das hat ja schließlich nicht jeder. Zumindest haben da einen ganz guten Ruf und Erfolgschancen.
Außerdem finde ich toll, dass es den Förderunterricht gibt, meine Tochter hat auch zum Beispiel Deutsch-Förder gehabt, das ist eben für Kinder, die zuhause auch noch eine andere Sprache sprechen. Das finde ich sehr positiv.
Die AGs finde ich sehr vielseitig, das Kollegium hier finde ich persönlich sehr nett, hier herrscht ein sehr netter Umgangston und man begegnet sich auch gegenseitig offen und nett. Also das Sekretariat und die Lehrkräfte, das funktioniert sehr gut. Das ist nicht nur ein ihr, sondern schon ein „wir alle“.
Ich bin hier selber auch zur Schule gegangen und habe hier mein Abitur gemacht. Mir fällt hier auf, dass viele Kinder zur Schule gefahren werden, obwohl es auch anders gehen würde, dass haben wir zumindest damals alle gemacht. Ich weiß nicht, ob das sein muss, aber das ist ein Phänomen, das gibt es auch überall. Da kann die Schule aber nichts für, ich glaube das ist allgemein so. Es gibt da jetzt nicht viel, was mir nicht gefällt.
Mochten Sie Ihren Job hier?
Ja, auch wenn es ist sehr viel ist. Ein Schulsekretariat ist im Vergleich zu einem Bürojob sehr bunt. Ich arbeite ja schon lange in diesem Bereich und glaube, man unterschätzt dies einfach. Hier sind die Bereiche der Schüler- oder Lehrerangelegenheiten getrennt von der Schulleitung, es gibt aber viele Bereiche, die ineinander übergehen. Es ist wahnsinnig viel zu tun, aber auch sehr vielseitig. Man hat das Telefon, die E-Mails, die Post und auch die Leute, die hier immer kommen. Es ist unglaublich viel und man muss hier schon unglaublich viele Nerven haben.
Haben Sie sich hier aber trotzdem wohlgefühlt?
Ja, doch auf jeden Fall.
Wer wird denn Ihre viele Arbeiten übernehmen?
Bevor ich gekommen bin, war hier ja Frau Wilke, die hat dann ja ein Baby bekommen. Es laufen momentan Gespräche, ob sie stundenweise hier anfängt. Sonst muss man sehen, wie man den Rest auffüllt. Aber auf jeden wird jemand kommen müssen und Frau Wilke wird auf jeden Fall eine der Personen sein.
Von Rieke D. und Anna-Maria W.
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